Kultur und Wein

Das beschauliche Magazin


 

 

Reinhold Krutzler, stiller Pionier mit breiten Schultern und feinen Sinnen

 

 

Der Wolf im Perwolff

„Zwischen 25 und 40 Jahre sollen die Rebstöcke alt sein, mindestens, damit die Qualität entsprechend wird“, sagt Reinhold Krutzler, wenn die Rede auf seinen vielfach preisgekrönten Perwolff kommt. Man habe das früher nicht so gesehen, denn nach 20 Jahren geht der Ertrag einer Anlage naturgemäß zurück. Dass er nun darauf zurückgreifen kann, verdankt er der Umsicht seiner Familie.

Wein war immer schon da,

aber nur für den Hausgebrauch.

Das Weingut Krutzler gibt es bereits in der fünften Generation. „Wein war immer schon da, aber nur für den Hausgebrauch. Weißen und Roten hat´s im Doppler gegeben, das war die ganze Partie“, umreißt Krutzler in aller Kürze die Geschichte des Weinbaus im Südburgenland. Intensiv damit beschäftigt hat sich erst sein Vater, „der schon in den 1960er und 1970er Jahren erkannt hat, dass die Böden super passen. Und ich kann deshalb auf alte Weinstöcke zurückgreifen.“

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Impressionen vom Weingut und die Aussicht vom Weinberg auf den Ort Deutsch-Schützen

Von seinem sehr geschmackvoll restaurierten und geschickt an heutige Ansprüche adaptierten Kellerhaus oben auf der Riede Weinberg in Deutsch-Schützen überblickt man das Pinkatal. Der sanfte Hügelzug im Norden ist der Eisenberg. Er liefert nicht nur die Mineralik. „Die Eichen- und Kiefernwälder regulieren im Herbst bei der Reife das Klima. Die Temperatur kann in der Nacht um bis zu 20 und 25° runter gehen. Das hat den Vorteil, dass es keine Botrytis gibt, das können wir für den Rotwein nicht gebrauchen. Dazu kommt, dass sich die Säure hebt, die Fruchtaromen besser ausgebildet sind und spät geerntet werden kann.“

Die endgültige Entscheidung trifft Reinhold Krutzler mit seinem Sensorium.

Zwischen dem 10. und 20. Oktober wird im Hause Krutzler der Blaufränkische gelesen. Zuckergrade und Säure werden wie üblich gemessen. Die endgültige Entscheidung trifft Reinhold Krutzler aber mit seinem Sensorium. „Es gibt feine Unterschiede, wenn man die Trauben kostet. Ich muss auch die Kernreife anschauen. Das sind alles Kleinigkeiten, auf die man früher nicht so viel Wert gelegt hat. Es ist wichtig, dass man die Harmonie findet zwischen  Säure, Gerbstoffen, Alkohol, Frucht und Holz.“

Er selber bewirtschaftet 10 Hektar. Mit dem Zukauf von zwei, drei Hektar Weintrauben ist der Betrieb, so Krutzler, ideal ausgelastet. Zugpferd des Weingutes ist der Perwolff, derzeit noch als Cuvée mit etwas Cabernet Sauvignon, in Zukunft als DAC-Eisenberg aber reinsortig als Blaufränkischer. Der geheimnisvolle Name stammt von der Ortschaft Perwolff, der alten Bezeichnung für Deutsch-Schützen, die 1221 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Mit einem Wolf hat der Perwolff nichts zu tun. Laut Krutzler sind es zwei Familiennamen, Per und Wolff, die dafür zusammengelegt wurden.

Auf seinem Etikett macht sich der Wolf als Leittier aber prächtig. Dass von seinem Weingut seit 1992 der ehemalige Ortsname geführt wird, bedeutet selbstverständlich Verantwortung und für ihn als Vertreter der jungen Generation den Auftrag, „gemeinsam die Aufbruchstimmung weiter zu treiben, durch die sich im südlichen Burgenland der Weinbau bereits in hoher Qualität abspielt.“

Reinhold Krutzlers Werdegang zum Spitzenwinzer begann in der Weinbauschule in Eisenstadt, mit einem anschließenden Praktikum in einem der besten Betriebe im Kamptal und Studienreisen nach Frankreich, Italien und Südafrika. „Bei diesem Blick über den Tellerrand habe ich mir angeeignet, was in anderen Ländern passiert.“

Seine wichtigste Erkenntnis aus diesen Lehr- und Wanderjahren: „Dass man sehr gebietsbezogene Weine macht“, was wiederum seine innige Hinwendung zum Blaufränkischen erklärt: „Das ist unsere Rebsorte.“ Krutzler zeigt dabei auf Steine im Kostraum seines Weingutes: „Grün- und Blauschiefer vom Hang des Eisenberges. Untersuchungen haben ergeben, dass wir mit Mineralstoffen um ein Drei- bis Vierfaches höher liegen als in anderen Regionen. Eisen, Magnesium, das prägt den Wein.“

Die eingespielten, bestens geschulten Erntehelfer werden sogar bei denjenigen Weinbauern eingesetzt, die ihre Trauben an das Weingut Krutzler verkaufen, „weil es bei der Lese immer wieder Schwierigkeiten gegeben hat. Die Weingartenarbeit wird von den Lieferanten selber gemacht, von mir aber monatlich kontrolliert. Es  muss 100% gearbeitet werden, und ich muss schauen, dass nur optimale Trauben zur Verarbeitung und in die Flasche kommen. Die Auslese passiert schon im Weingarten.“

Der Winzer selbst verbringt viel Zeit mit seinen Rebstöcken. Qualität beginnt mit dem gezielten Ausdünnen bei und nach der Blüte, das heißt, Entfernung von weniger gut entwickelten Trauben, „sonst hat man eine unregelmäßige Reife.“

Bei der Verarbeitung werden die Trauben nicht zerquetscht. Die ganzen Beeren lösen sich in den zwei Wochen Maischekontakt ohnehin langsam auf. Ausgebaut wird der Wein im jeweiligen Holzfass, wobei aber allergrößter Wert darauf gelegt wird, dass auch bei hohen Qualitäten wie Reserve und Perwolff Fruchtigkeit und Mineralik nicht vom Holzgeschmack dominiert werden.

Zugpferd des Weingutes ist der Perwolff.

Reinhold Krutzler ist ein stämmiger junger Mann, der auch Verantwortung tragen kann, zum Beispiel für den Sixpack. Die Weingüter Wachter-Wiesler, Krutzler, Wallner, Weber, Schützenhof und Kopfensteiner aus der Gemeinde Deutsch Schützen-Eisenberg haben sich zu einer Markengemeinschaft zusammengeschlossen, die im Zeichen erdiger Kraft große Blaufränkische und vom Blaufränkischen dominierte Cuvées, also quasi die besten Weine aus dem Südburgenland, in einer praktischen Sechserpackung anbietet.

Mit der frühen Hinwendung des väterlichen Weingutes zu hoher Qualität ist der Winzer auch (übrigens das einzige südburgenländische) Mitglied im exklusiven Verein der Renommierten Weingüter Burgenland; gegründet 1995 mit der Zielsetzung, durch höchste Qualität und selbstbewusstes Marketing den burgenländischen Wein in Österreich und im Ausland zu positionieren.

 

 

Das Herz des Südburgenlandes schlägt am Schützenhof

 

Briszantes Trinkvergnügen

Das Weingut Schützenhof wächst aus dem Hang heraus, scheinbar ganz natürlich, ohne sich aufzudrängen. Die breiten Glasfassaden spiegeln die Weingärten der Umgebung. Die dunkelrote, vom Holz dominierte Struktur und das flache Dach werden damit gleichsam zu Rahmen, in denen Landschaft und Reihen von Weinfässern zu beredten Bildkompositionen verschmelzen.

„Mein Sohn Markus hat gesagt, er wird Weinbauer“, erklärt Walter Mike Faulhammer den Entschluss zu diesem kunstvollen Stück Architektur (Büro Pichler & Traupmann), „weil es nicht selbstverständlich ist, dass man eine Betriebsnachfolge findet. Am 8. Mai 2004 waren die Bagger und der Regen pünktlich zur Stelle“, erinnert er sich, nicht ohne Stolz hinzuzufügen, dass „wir im Oktober dieses Jahres die erste Ernte hier herinnen verarbeitet haben.“

 

Seit 1816 gibt es das Weingut Schützenhof, das nun in der fünften Generation geführt wird. Der Schwiegervater von Mike, Felix Körper, ein Weinbaupionier des Südburgenlandes, führte im Ort das Gasthaus Schützenhof. Er hat sowohl den Hausnamen als auch das Ortssiegel von Deutsch-Schützen, es zeigt Pflug und Weinstock, seiner Tochter Karin, einst der jüngsten und ersten burgenländischen Meisterin im Weinbau, in die Ehe mitgegeben. Der alte Herr genießt auf dem Schützenhof seinen Ruhestand und ein Deputat von 250 Flaschen des ihm zu Ehren als „Senior“ benannten Rotweines. Mike freut sich, dass dieser Blaufränkische seinem Schwiegervater wohl bekommt: „Drei Achteln trinkt er pro Tag und ist gesund.“

Auf dem Schützenhof geht nichts ohne ein Späßchen ab.

 

Es geht auf dem Schützenhof nichts ohne ein Späßchen ab. Kommt die Rede auf die Haltbarkeit der Weine, dann will sich Mike nicht festlegen lassen, „weil das ganz von seinem Besitzer abhängt“, und den Perlwein, einen prickelnden Verführer, hat er wegen dieser Eigenschaft Briszante genannt und auf sechs verschiedenen Etiketten jeweils eine brisante pikante Situation drucken lassen.

Den Hauptanteil stellt jedoch der Blaufränkische. Ein Teil wird in den Rieden rund um das Weingut geerntet, auf der Ratschen, der Katzenjager, der Bründlgfangen und im Weinberg, der besten Lage mit den ältesten Rebstöcken. Mike streut den Vorfahren Rosen: „Die alten Leute haben gewusst, wo sie die Weinstöcke aussetzen.“

Was äußerlich mutig und ansprechend wirkt, ermöglicht im Inneren einen organischen Arbeits- und Produktionsablauf. „Das Schöne daran ist, dass wir in den Hang hinein bauen konnten und nicht zu klimatisieren brauchen“, nennt Mike einen der großen Vorteile der Anlage, „das Kellerklima ergibt sich von selbst. Trotzdem geht´s ebenerdig zur Straße hinaus. Du kannst dich verständigen, weil es eine Halle ist, und du siehst, was passiert.“ Durch das Gefälle wird geschickt die Schwerkraft ausgenützt. Ein geschlossenes Schlauchsystem hält Mückenschwärme fern und erlaubt dem Wein ungestörte Genese, die in den im vorderen Teil aufgereihten Fässern, umgeben von zeitgenössischer Kunst, vollendet wird.

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Ein anderer Teil seiner Weingärten liegt am nahen Eisenberg.  „Dort macht es einen Unterschied, ob die Traube oben, am Hang oder unten wächst“, lässt der Winzer die Bedeutung des Bodens anklingen, „oben gibt es Felsbraunerde aus Urgesteinsverwitterung, den Schiefer und dann schon den Felsen. Am Hang dominiert durch Erosion der blanke Schiefer, und je weiter man hinunter kommt, umso fetter wird der Boden – im Prinzip drei Stilistiken.“

Warum sollte ihm nicht auch das gelingen!? Walter Faulhammer hat auch schon bisher großes organisatorisches Talent bewiesen. Er war wesentlich am Entstehen der Weinidylle Südburgenland beteiligt (...mehr zur Weinidylle), hat am Zusammenschluss der Paradiesbetriebe mitgewirkt, beziehungsweise ist er aktives Mitglied dieser Vereinigung (...mehr zum Paradies). Die jüngste Errungenschaft des Südburgenlandes, der DAC Eisenberg (...mehr zum DAC Eisenberg), kann seine Geburt in diesem Herbst ebenfalls seinem Einsatz verdanken.

 

 

Im Schützenhof laufen also die Fäden zusammen, was laut Mike kein Zufall ist. Er zeigt auf eine Landkarte des Südburgenlandes: „Deutsch-Schützen liegt auf Höhe des Herzens und im Herzen da spielt´s sich´s ab!“

Es hätte keines weiteren Beweises dafür bedurft, trotzdem besteht der Winzer darauf, nach herrlichen Roten wie „Blue“ und „Kastellan“ auch den Blaufränkisch „Sterntaler“ zu verkosten: „Der Sterntalerhof ist ein Kinderhospiz mit Pferdetherapie. Schwer kranken Kinder werden dort möglichst schöne Tage bereitet. Die Einrichtung ist aber auf Spenden angewiesen. Der Erlös aus diesem Wein kommt ausschließlich dem Sterntalerhof zugute.“

 

 

Familien-Weingut Kopfensteiner:

Weingärten statt Wildnis

 

Lässig, das Arbeiten hier

heroben

 

1990 gab es im Hause Kopfensteiner ganze zwei Hektar Weingärten, gerade so viel, wie in der kleinen gemischten Landwirtschaft Wein getrunken wurde. Irgendwann in dieser Zeit muss aber der entscheidende Funke übergesprungen sein. Rebflächen wurden angekauft und das Weinmachen in den Vordergrund gerückt. Schon 1997 wurden die Kühe weggegeben und die bisherigen Stallungen für die Weinproduktion umgebaut.

Der Eisenberg gibt dem Wein sehr viel mit.

Mittlerweile besitzt man 15 Hektar Rebflächen und eine topmoderne Verarbeitungsanlage, die in jeder Weise rationelles Arbeiten erlaubt. Der Betrieb kann großteils allein von der Familie geschupft werden, von Mutter Edith und Vater Manfred, Junior Thomas und dessen Frau Astrid. Auch der treue Hund wurde nicht vergessen. Thomas Kopfensteiner: „Unsere Cuvée heißt Border. Wir haben sie im Andenken an unseren Border-Collie so genannt. Er hat seinerzeit völlig selbständig auf die Kühe auf der Halt draußen aufpasst und sie rechtzeitig zum Melken heimgetrieben.“

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Oben, auf der flachen Kuppe, zum Beispiel in den Rieden Glocke oder Szápari (bedeutet nichts anders als Schiefer), ist die Arbeit kaum einfacher. Die Aussicht ist allerdings um einiges besser. Nicht nur die Besucher sind davon begeistert, auch der Winzer, der ständig hier heroben arbeiten muss – oder besser darf, denn Thomas Kopfensteiner findet seinen Arbeitsplatz hoch oben über dem Ort Eisenberg „einfach lässig“. 

Er zerbricht ein Felsstück. Sichtbar wird das Rot von Eisenoxyd, dem eigentlichen Bodenschatz dieses Berges. Eisen wurde zwar nie nennenswert abgebaut, dem Wein gibt es aber seine unvergleichliche Note, ohne die es wohl kaum zur Gründung des jüngsten DAC Gebietes, DAC Eisenberg, gekommen wäre.

Der Border, ein tiefdunkler Rotwein aus 80% Blaufränkischem von gut 40 Jahre alten Reben, vereint alle guten Eigenschaften eines südburgenländischen Roten: Fruchtigkeit und mineralische Würze in satter Fülle, abgerundet durch dezentes Holz von 2/3 neuen Fässern.

Getopt wird dieser Wein nur mehr durch die Eisenberger Selektion, rein blaufränkisch, aus Trauben, die an mindestens 30 bis 35 Jahre alten Stöcken auf steilen, kargen Böden gedeihen. Thomas Kopfensteiner weiß um den Wert solcher Anlagen: „Der Eisenberg gibt dem Wein sehr viel mit, Fülle, Kern, eine tolle Struktur, man braucht ihm nichts mehr hinzuzufügen, auch keinen Holzeinsatz.“

Der Betrieb selbst, das Weingut Kopfensteiner, liegt in Deutsch-Schützen, ebenso die Rieden Bründlgfangen und Weinberg mit jeweils einem charakteristischen Blaufränkischen. Seine Gäste führt der junge Kellermeister aber lieber auf den Eisenberg, und dort in Weingärten, deren Anlage viel Schweiß gekostet hat.

Zum Teil war dort bereits Wildnis, aufgelassene Weingärten.

Die Reihen mit den Weinstöcken ziehen sich tatsächlich steil den Hang hinauf, was sportlichen Einsatz bei der laufenden Weingartenarbeit bedeutet. Der junge Winzer zeigt nach oben: „Zum Teil war dort bereits Wildnis, aufgelassene Weingärten. Wir haben sie rekultiviert, alles eingeebnet, mit dem Bagger, was auch nicht leicht war, weil es in der steilen Lage wenig Erde gibt und gleich der Stein da ist. Für die Steher haben wir jedes Loch einzeln mit der Maschine in den Felsen gebohrt.“

Das Weingut Kopfensteiner wird selbstverständlich am DAC teilnehmen, genauso wie es seit Beginn Mitglied des erdig kräftigen Sixpacks ist und sich auch sonst aktiv in die verschiedensten gemeinsamen Aktivitäten des Südburgenlandes einbringt.

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